№ 25 Vom Konsumenten zum Gestalter – das DigitalSchoolStory Projekt macht Schule

Wie schafft man es, für “digitale Schule” eine Bewegung zu organisieren? Diese Frage beschäftigt uns heute im Gespräch mit Nina Mülhens. Sie ist Mitinitiatorin des Projekts “DigitalSchoolStory”, das zum Ziel hat, Schüler:innen und Lehrer:innen das Erzählen von Geschichten im virtuellen Raum mit digitalen Mitteln nahezubringen. Das Ziel: junge Menschen von reinen Social Media-Konsumenten zu aktiven Gestaltern zu machen.

Was hat Kochen eigentlich mit Kommunikation zu tun? “Menschen verbindet man, indem man kocht und sie zum Essen einlädt – und so zum Gespräch zusammenkommt” erzählt die Kommunikations-Expertin Nina Mülhens. In ihrem beruflichen Alltag geht es um Vernetzung und das Schaffen von Verbindungen – Vernetzung, damit Neues entstehen kann. Im wirklichen Leben verantwortet sie den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Marke Gelbe Seiten national, führt daneben noch die eigene Kommunikationsagentur und engagiert sich sichtbar in sozialen Medien für Working Out Loud und viele andere Themen.

Uns interessiert im Gespräch ihr Projekt “DigitalSchoolStory”, dessen Entstehungsgeschichte und die Dynamik, die es zu einer Bewegung machen könnte. Die Geschichte beginnt, als Nina eher zufällig am Hackathon “Wir für Schule” teilnimmt, dort viele Gleichgesinnte trifft, und sich dann mit ihrer Erfahrung aus den sozialen Medien einbringt. Gemeinsam mit ihrem zufällig zusammengewürfelten Team gestalten sie schließlich einer der Gewinner-Lösungen.

Die Idee: Schüler:innen und Lehrer:innen lernen gemeinsam, mit digitalen Mitteln Geschichten zu erzählen, erproben und erlernen die Gestaltung von Bild, Ton und Text, das Verpacken einer Geschichte in einen für den Empfänger spannenden Format. Es geht darum, von erfolgreichen Erstellern von digitalen Content zu lernen, und es geht auch darum, dass hier Lehrer auch von Schülern lernen. Der Klassenraum wird zum Experimentierraum, man lernt, digital Geschichten zu erzählen, Technik anzuwenden, Inhalte aufzubereiten. Die Schüler werden vom passiven Konsumenten zum aktiven Gestalter.

Und die Idee kommt gut an. Im ersten Pilotprojekt in Brandenburg gibt es hervorragendes Feedback, und die Initiatoren beschließen: Wir machen weiter. Gemeinsam mit einem der Mitstreiter der ersten Stunde – Siegfried Baldauf – stellt sie das Projekt auf feste Füße. Und das alles in Corona Zeiten virtuell. “Ich habe meinen Partner tatsächlich noch nie getroffen” berichtet Nina, “und das geht nicht ohne Vertrauen”.

Wir lernen, dass es viele digital aufgeschlossene Schulen gibt, dass die Akteure hier auch Vertrauen seitens Schule und Ministerium erfahren – also  auch ein positiver Aspekt gegenüber der allgemeinen Wahrnehmung der verkrusteten Schulstruktur. Und obwohl Lehrer:innen grundsätzlich soziale Medien kritischer sehen, gewinnen sie viele Unterstützer. Im Rahmen des Projekts entwickelt sich so auf beiden Seiten ein besseres Urteilsvermögen. Teilnehmer:innen lernen filtern, bewältigen den Umgang mit der Informationsflut, trennen sorgfältiger, was wichtig ist, und was nicht. Der spannende Aspekt: Lehrer qualifizieren sich im Umgang mit einem Medium, zu dem die jungen Leute schon längst Zugang haben. Wenn es darum geht, Content zu produzieren, lernen plötzlich Lehrer von Schülern.

Warum interessiert uns dieses Projekt als “Graswurzelinitiative”? Auch hier finden sich Menschen rund um ein Thema, das für sie wichtig ist. Das nicht abgedeckt ist durch Lehrpläne und Fortbildungen, aber dennoch so wichtig in der heutigen Zeit ist. Die Initiative wird sichtbar, findet immer mehr Mitstreiter, “und alle haben das Herz am rechten Fleck”, erzählt Nina im Gespräch. Die Graswurzel gedeiht. “Ich brauche nur einen, der es weiterträgt, der begeistert ist”.

Heute sind sie aktiv in 8 Bundesländern, kooperieren mit der Hochschule der Medien und prüfen, wie sie das Thema auch in Unternehmen anbringen können. Und die Zukunft? Mit zwei oder drei starken Partnern an der Seite bundesweit aktiv werden, nicht nur an einer Schule, sondern an 100 Schulen pro Bundesland – das wäre ihr Traum.

Was rät Nina den Graswurzelaktueren? Eine Idee schnell umsetzen, aber auch schnell validieren. Testen, ob es was werden kann. Und auch Dinge abrechen, als ewig hinauszuzögern.

Unseren Podcast gibt es auf allen gängigen Plattformen:

Informationen zu unserem Buch “Graswurzelinitiativen in Unternehmen” gibt es -> hier.

 

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