„Wandel ist immer sehr individuell“ – Sabine Kluge über Führung in der agilen Welt

Mit Melanie Rübartsch sprach Sabine Kluge über Führung in einer agilen Welt, typischer Fehler bei der praktischen Umsetzung und die Angst der Beschäftigten vor dem Scheitern.

Was setzt agiles Arbeiten voraus?

Wir brauchen das, was wir Tool-, Skill- und Mindset nennen. In den Werkzeugkasten, das Toolset, gehören zum Beispiel offene Raumkonzepte und unternehmensinterne soziale Netzwerke. Bei den Fähigkeiten, dem Skillset, geht es um agile Techniken zur Projektarbeit oder Lösungsfindung wie Scrum oder Design Thinking. Hinzu kommt die Kompetenz zu erkennen, wann diese Methoden überhaupt sinnvoll eingesetzt werden.

Bleibt noch die Denkweise, der Mindset.

Das ist das Fundament. Agil Arbeitende verstehen es, selbstorganisiert und selbstverantwortlich zu arbeiten, die gemeinsame Herausforderung in den Mittelpunkt ihres Denkens zu stellen und funktionsübergreifend sowie vernetzt zu planen.

Ist das wirklich so schwer?

Absolut. Gerade in Konzernen arbeiten nach wie vor unterschiedliche Funktionen oft wie Silos nebeneinander her. Da grenzt es schon an eine kulturelle Revolution, eine Fragestellung einmal von zwei verschiedenen Abteilungen aus zu beleuchten.

Existiert so etwas wie eine Schablone für Transformationen?

Der Wandel in der Organisation ist je nach dem Reifegrad sowie jeweiligen Marktherausforderungen sehr individuell. Daher gibt es beim Verlassen ausgetretener Pfade und dem Transfer hin zu mehr Agilität kein Konzept, das auf alle passt. In einem Projekt aus dem Versicherungsumfeld haben wir uns beispielsweise ein Jahr lang mit den Vor- ständen sowie Vertretern aus Personal, IT und interner Kommunikation in einem Think Tank mit den Themen Mensch, Technik und Raum beschäftigt, um für den jeweiligen Be- reich ein auf dieses Unternehmen passendes Konzept zu entwickeln. Beim Thema Mensch haben wir klar definiert, was die Beschäftig- ten und Führungskräfte können und lernen müssen. Bei der Technik ging es um das soziale Netzwerk und beim Raum um eine neue Architektur, die entgegen den vorhandenen Ein- bis Zwei-Personen-Büros mehr Begegnung und Bewegung ermöglichen soll- te. Im vorliegenden Fall hatten die Führungskräfte bereits einen hohen Reifegrad, was die Offenheit für neues Arbeiten angeht.

 

Dieses Interview erschien in der KURS No. 06, das Magazin für Mitarbeiter*innen und Vermittler*innen der Deutschen Bank und Postbank. Das Gespräch führte Melanie Rübartsch.

Download des Interviews: KURS_06_Interview Sabine Kluge_compressed

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