Digitalisierung macht nicht an der Waldgrenze halt

Keynotes für Konferenzen oder Tagungen stehen öfters auf unserem Programm, aber diese Anfrage war anders: Die Bayerischen Staatsforsten wollten auf der Branchen-Messe Interforst über die Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre Organisation sprechen.

Forstwirtschaft? Sägespaltautomatenvergleiche? Wettbewerbe in Entasten & Zersägen?

„Natur, die letzte technikfreie Zone?“

Ich stehe neben einem gigantischen Monstrum, einem „Harvester“, und man fragt mich, ob ich davor Angst habe? Ein großes Problem der Forstwirtschaft: Der Wald soll schön, die Natur einladend sein, aber eins muss da raus und darf nicht sichtbar sein: Die ganze Technik. Das stört den erholungssuchenden Touristen.

Die Branche ist allerdings schon hochgerüstet mit comutergesteuertem Equipment, vernetzt mittels intelligenter IoT-Lösungen, alle Datenbestände an Geo- und Wachstumsdaten werden durchleuchtet und analysiert, Drohnen überwachen Wuchs und Waldzustand, autonome Fahrzeuge werden Bäume aus dem Wald fahren, Harvester zerstückeln militmetergenau auf Bestellung Bäume. 

Aber wie es sich immer so entwickelt in Diskussionen rund um die sogenannte digitale Transformation. Wenn man einmal klarstellt, dass Digitalisierung nicht gleich Technisierung ist, dringt man vor zum Kern: Mitarbeiter im Mittelpunkt, neue Führungskultur, Vernetzung und Wissensaustausch als Grundlage für Innovation.

Und so waren dies exakt die Themen, die auf der „Grünen Couch“ verhandelt wurden: Wie nehmen wir die Menschen mit? Wie ermöglichen wir Teams, selber Entscheidungen zu fällen, ohne darauf zu hoffen, dass der Chef immer die richtige Antwort hat? Wie etablieren wir einen Geist von Offenheit und Partizipation? Ist Hierarchiefreiheit ein anzustrebender Zustand?

Nein, die Digitalisierung endet nicht an der Waldgrenze. Es ist ein Phänomen, getrieben von technologische Innovation, gesellschaftlichen Veränderungsprozessen und einem damit verbundenen Werte- und Generationenwandel, der alle Branchen betrifft. Für die einen ist die Lunte kürzer, der zu erwartende Knall größer – und andere haben die Chance, sich langsamer darauf vorbereiten zu können.

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