Rückenwind für Daimler: netWorkcamp 2017 #nwc17
What a great 1st day at our netWorkCamp 2017! With loads of input, inspirational colleagues and sessions. More to come tomorrow. #nwc17 pic.twitter.com/qfORqryUaV
— DigitalLife@Daimler (@DigitalLife_DAI) 26. Oktober 2017
Großes Helau in einer Halle irgendwo in Ludwigsburg. Daimler, ohnehin schon unterwegs in agiler Mission, arbeitet an der nicht nur digitalen Transformation. Toolset, Mindset, Skillset. Das Toolset mit dem neuen Enterprise Social Network steht kurz vor dem Rollout und das Projektteam hat 400 Mitstreiter, Botschafter, Multiplikatoren versammelt, um darauf vorzubereiten. Es geht daher heute viel um Mindset, Einstellungen, kultureller Wandel, Kollaboration und Vernetzung beginnt zwischen den Ohren.
Man spürt förmlich die Energie, das Team hat Rückenwind. Auf der Hauptbühne sowohl Top-Management Vertreter wie Daimlers Chef-Stratege Harald Rudolph oder Renata Jungo Brüngger, die „mächtigste Schweizerin der Weltwirtschaft“, als auch langjährige Netzbewohner wie der Daimler-Neuzugang Sascha Pallenberg oder Social Collaboration Expertin Isabel de Clercq, Autorin des lesenswerten Buchs „Social technologies in business„.
In den Workshops geht es um Community Management, den Umgang mit dem „social toolset“, um Austausch mit anderen Unternehmen wie Bosch oder Telekom, die sich schon lange auf den Weg gemacht haben und hier bereitwillig Wissen teilen.
Dass es bei all dem Rückenwind auch mal Gegenwind geben kann, wissen alle Beteiligten. „Dealing with Headwind“ hatten wir unsere Barcamp Session am Nachmittag des ersten Tag betitelt. Ziel: Die Multiplikatoren darauf vorzubereiten, was sie bei der Überzeugungsarbeit auch erwarten kann.
Zitate von Social Media-Verweigerern. Erinnert mich an die @Lehmschicht #nwc17 #socialmedia pic.twitter.com/dl79VJdcD2
— Julia Schubert (@FrauSchubert_) 26. Oktober 2017
Alle Praktiker kennen das. „Wer Zeit für Chat hat, hat wohl nichts zu tun“. „Wer in sozialen Netzwerken postet, arbeitet nicht“. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich die Argumente auszumalen. Jeder Twitter-Nutzer, der versucht hat, anderen Menschen Twitter zu erklären, ist mehr als einmal gescheitert.
Wichtig waren meinem Co-Host Katharina Krentz (Bosch) und Jochen Pfender (Telekom), dass wir die Teilnehmer die dahinterliegenden Emotionen herausarbeiten lassen. Ziemlich schnell wird nämlich klar, dass das Thema Angst der wichtigste Bremser bei Adaption von sozialen Technologien ist. Angst, etwas im Intranet zu posten, für das man bestraft werden könnte. Angst der Führungskräfte vor Kontrollverlust. Angst, zugeben zu müssen, etwas nicht zu wissen (nämlich den Umgang mit neuen Kommunikationswerkzeugen).
Findings from our barcamp session „dealing with headwind“ – #fear as most relevant barrier in #esn #adoption #nwc17 pic.twitter.com/2UHvnxsDZE
— Alexander Kluge (@alecmcint) 27. Oktober 2017
Was, wenn Angst herrscht? Dann wird niemand etwas im internen sozialen Netzwerk posten, da nützt das schönste Werkzeug nichts. Vertrauen kann man nur sehr sehr langsam aufbauen – und es innerhalb kürzester Zeit verlieren. Ein gelöschter Blog-Post, ein deaktivierter unliebsamer Kommentar wird die gesamte Kommunikation lahmlegen. Wenn „Wissen teilen“ bestraft wird, wenn Angst herrscht, dass geteiltes Wissen mich überflüssig macht, wenn mangelnde Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit Tools zu Unsicherheit führt, dann wird der Weg lang. Wie so oft ist „Leadership“, der Führungsstil und das Verständnis von Führung im Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg. Grassroot funktioniert nur dann, wenn wenigstens ein Minimum an Freiraum seitens des Management gegeben wird. Und wir reden dann noch nicht einmal über „Vorleben“, was notwendig ist, um wirklich Sprünge zu machen.
Im Interview mit Isabel de Clerce fragte ein Zuschauer, wie man denn gerade bei den Führungskräften die Bedenken ausräumen kann.
In meiner persönlichen Erfahrung spiegelt Ablehnung bei Führungskräften oft ebenfalls nur Angst wieder. Angst, die Filterfunktion zu verlieren. Angst, sich verletzlich zu zeigen. Angst zuzugeben, dass man eigentlich gar keine Ahnung hat, wie das mit diesen neuen Werkzeugen eigentlich geht. Und in meiner Erfahrung hilft da nur, Räume des Vertrauens zu schaffen, in dem Führungskräfte bedenkenlos offenbaren können, dass sie das Thema eigentlich nicht verstehen. Was hilft, sind Coaching, One2One wie Apple das so schön nennt und wie wir es als Enablement-Programm auch beim OSV mit aufgenommen haben. Im Einzelgespräch kann man Dinge zeigen, Fragen zulassen, ausprobieren und auch zugeben, dass man es nicht versteht. Die Kollegen der Bertelsmann Stiftung haben die „Kluge Sprechstunde“ ins Leben gerufen, andere probieren es erfolgreich mit Reverse Mentoring, bei dem „Digital Natives“, meist Berufseinsteiger oder Azubis mit Top Führungskräften Zeit bekommen, um ihre „Kommunikationswelt“ dem Gegenüber näher zu bringen. Oft genug bedarf es auch einer klaren Top Management Ansage. Push und Pull, Neugierig machen, Angst nehmen, aber auch klare Regeln – für Adaption unerläßlich.
Zum Schluß des Tages ein prominentes Beispiel, wie sich unternehmensübergreifenden Netzwerke von Praktikern finden und austauschen. Der famose #WOLdeLuxe Circle mit Vertretern von Bosch, Siemens, Audi, Deutsche Bank und Daimler zeigt, wie heute Berührungsängste verschwinden und man selbst unter Wettbewerbern sich viel stärker vernetzt und voneinander lernt. Auf der Bühne durfte ich mit Katharina Krentz (Bosch), Sabine Kluge (Siemens) und Petra Hock (Audi) über die Veränderung von Großkonzernen aus der Mitte heraus diskutieren:
@Katha_Pe interviewed by @alecmcint : Talking about #WOL at Bosch and her personal #WOL moment on #DigitalLife@Daimler stage of #nwc17 pic.twitter.com/KXAdWwySDJ
— Sabine Kluge (@netzabine) 27. Oktober 2017
Daimler hatte viel Zeit, von den Erfahrungen der anderen Vorreiter wie Bosch oder Continental zu lernen. Jetzt können wir wieder von den Erfahrungen von Daimler lernen. Lernen und Co-Creation at its best.