KI: Der schmale Pfad zwischen repressiver Regulierung und unkontrollierter Verbreitung
Wer Menschen hinter sich versammelt für die gute Sache, braucht keine Positionsmacht mehr. 15 Jahre ist es her, seit in meiner Filterblase die sogenannten Enterprise Social Networks, kurz #ESN, versprachen, Machtverhältnisse in Organisationen neu zu ordnen. Wer Menschen für Themen gewinnen will, der konnte dies nun endlich erreichen durch Nutzung von Plattformen, die unabhängig von Standort- oder Abteilungszugehörigkeit einen offenen Austausch und Vernetzung aller Mitarbeiter:innen ermöglichten.
Für unser Buch „#Graswurzelinitiativen in Unternehmen“ konstatierten wir noch, dass gerade die internen sozialen Medien der neuen Kraft aus der Mitte Wirksamkeit verschaffen können.
Von wenigen guten Beispielen abgesehen hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. In dem kürzlich veröffentlichen Post von Sharon O’Dea wird ausführlich diskutiert, warum diese Vision nur sehr begrenzt Realität geworden ist.
Und damit wären wir bei der künstlichen Intelligenz. Auch die #KI, so glaubt man, verteilt Entscheidungsmacht neu in Organisationen. Zwischen denen, die KI schlau nutzen können, und denen, die sie nicht nutzen. Die Kampflinie verläuft dabei nicht zwischen KI und Mensch, sondern zwischen Mensch mit KI und Mensch ohne KI.
Auch hier die Hoffnung: KI ermächtigt Menschen, Ideen schneller und effizienter umzusetzen. Zum Wohl von Organisation, Gesellschaft und Individuum.
Und dann stolpert man beiläufig bei Marcus Schwarze über zumindest fragwürdige Tools, fühlt sich an die unsägliche Eignungsdiagnostik via Stimmanalyse erinnert und es wird einem Angst und Bange. Tristan Harris sprach auf seinem hörenswerten Vortrag auf dem #DLD25 von der großen ethischen Herausforderung in Bezug auf den Einsatz von KI und den schmalen Pfad zwischen repressiver Regulierung und unkontrollierter Verbreitung.
Wird KI sein Versprechen einlösen und uns von der unliebsamen Routinearbeit entlasten und neue Freiheiten ermöglichen? Wird es Führung verändern, autonome Teams empowern, Organisationen agil machen, verkrustete Machtstrukturen aufbrechen. Werden wir die #DigitalRenaissance wirklich erleben, lieber Marc Wagner?
Conor Grennan schrieb heute: “Just like buying a treadmill doesn’t make you fit, giving employees AI tools doesn’t create transformation.”
Wenn Menschen mit Technologie eine bessere Welt schaffen sollen, dann gilt für #KI genau das, was auch damals für #ESN galt: Ohne digitale Kompetenz und Reife der Nutzer werden die Werkzeuge nicht für eine bessere Welt sorgen. Im Gegenteil. Wir sollten daraus lernen.